Am Dienstag letzter Woche traf sich der Gemeinderat zu einer Sondersitzung, um sich von der Regierung von Unterfranken über eine geplante Flüchtlingsunterkunft in Großostheim informieren zu lassen. Die Faktenlage dürfte aus der Berichterstattung im Main-Echo soweit bekannt sein.

Die Auswirkungen der Welt-, Europa- und Bundespolitik kommen plötzlich und mit geballter Wucht bei uns vor Ort an. Bis zu 150 Menschen aus verschiedenen Ländern und Kulturkreisen sollen in einer Gewerbeimmobilie in Großostheim zusammen untergebracht werden. Die Entscheidung wurde über die Köpfe der Gemeinde Großostheim hinweg getroffen. Die Reaktionen in der Bachgauhalle waren heftig.

Die Situation ist vielschichtig. Es gibt auf der Welt in unserer Zeit viele Konflikte und Kriege, Unterdrückung, Naturkatastrophen und viel menschliches Leid. Es liegt nahe, dass Menschen dieser Situation entkommen wollen und viele ihr Heil in der Flucht suchen. Wir können froh und dankbar sein, wenn wir im Laufe unseres Lebens nicht selbst aufgrund von Krieg oder Naturkatastrophen aus unserer Heimat fliehen müssen.

Daneben gibt es auch Menschen, die ihr Land aus wirtschaftlichen Gründen verlassen, weil Deutschland in dieser Hinsicht verlockend erscheint.

Das Asylverfahren hat den Zweck herauszufinden, ob den Antragstellenden in ihrem Herkunftsland Verfolgungsmaßnahmen drohen, die ihr Leben oder ihre Freiheit gefährden oder nicht. Im ersten Fall besteht nach unserem Grundgesetz ein Bleiberecht, im zweiten Falle nicht.

Diese Asylverfahren dauern oft lange - viel zu lange. Und das ist nicht erst seit 2022 so. Während der oft langen Wartezeiten ist die Aufnahme einer regulären Beschäftigung schwierig bis unmöglich. Die Folgen sind in jeder Hinsicht negativ.

Sehr viele Menschen kommen momentan zu uns. Dies trifft die Kommunen in einer Situation, in der Wohnraum knapp ist, wo Personalmangel an Schulen, Kindergärten und Gemeindeverwaltungen herrscht und wo die Tafeln über Verteilungskämpfe klagen. Ehrenamtliche und viele Kommunen sehen sich an ihrer Belastungsgrenze. Es herrscht der Eindruck, dass Berlin diese Probleme nicht sieht oder ernst genug nimmt und die Kommunen alleine gelassen werden. Der Miltenberger Landrat Jens Marco Scherf hat dazu vor kurzem einen viel beachteten Brandbrief an Olaf Scholz geschickt.

Leider haben uns die Vertreter der Regierung von Unterfranken in der Informationsveranstaltung vergangenen Dienstag in der Bachgauhalle auch nicht den Eindruck vermittelt, dass sich der Bezirk in größerer Verantwortung sieht und Großostheim angemessen unterstützen wird. Wir zweifeln, ob die beiden vom Bezirk vor Ort vorgesehenen Mitarbeiter reichen werden.

Integration braucht Akzeptanz. Die schiere Zahl von Menschen, die auf einen Schlag zu uns kommen sollen und die fehlende positive Perspektive für die Zukunft birgt die Gefahr, dass die in großen Teilen der Bevölkerung vorhandene Akzeptanz abnimmt. Dies wollen wir nicht.

Wir wollen, dass den Menschen weiterhin geholfen wird, aber eine Sammelunterkunft in dieser Dimension ist sicherlich nicht die beste Lösung.

Wie eingangs gesagt – es ist ein vielschichtiges Thema. Es ist wichtig, dass wir miteinander im Gespräch bleiben und einander zuhören. Und, dass wir unterschiedliche Meinungen aushalten. Das ist es doch, was ein gutes Zusammenleben – nicht nur im Bachgau - ausmacht.  

Vergangenen Dienstag wurde eine Gemeinderätin im Anschluss an die Sitzung angegangen. Ihr wurden genau die Gewalttaten angedroht, von denen einige der Zuschauer befürchten, dass sie ihnen von den Flüchtlingen angetan würden. Und das wohl nur, weil die Gemeinderätin in ihren Fragen Mitgefühl für die Asylbewerber ausdrückte. So weit darf es nicht kommen und dies darf nie wieder passieren.

 

Unter fachlicher Anleitung von Clemens Storch und Manuel Breitschuh von der gemeindlichen Forstverwaltung führte die Junge Liste Bachgau am 29.11. und 09.12. zwei Wiederaufforstungsaktionen durch. Mit Hilfe der Spendeneinnahmen von 1.200 EUR aus ihrem  „Äisdemer Hofflohmarkt“ 2019 konnten 350 Esskastanien und 80 Atlaszedern angeschafft werden. Beide Baumarten kommen mit den sich weiter verändernden klimatischen Bedingungen im Bachgau zurecht. Die Pflänzchen fanden im Großostheimer Unterwald nahe der B26 in einem ehemaligen Borkenkäfer-Schadgebiet ihren endgültigen Platz. Die vielen Bäume zu pflanzen war zwar anstrengend, hat aber allen Beteiligten großen Spaß gemacht.